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„Iss doch einfach mehr!“

Es geht um einen jungen Mann, er heißt Jan, 28 Jahre alt, ohne Partnerin, etwas zurückhaltend und ruhig. Jan wünscht sich zuzunehmen, er fühlt sich in seinem Körper unwohl und unmännlich. Er wiegt 60 kg bei 1,82m. Laut BMI Skala hat Jan Untergewicht.

Wichtig zu erwähnen wäre, dass er unter keiner Essstörung leidet und auch sonst körperlich gesund ist.

Anscheinend doch kein Problem oder? Einfach mehr essen- nach Herz und Laune…das ist doch ein Traum- nicht für Jan.

Jans Problematik stößt in seinem Umfeld auf Unverständnis. Er erntet eher Neid denn Mitleid.

Dabei ist gesund zuzunehmen genauso schwer wie gesund abzunehmen, vielleicht sogar schwerer. Denn die Ursachen sind meist komplexer und die Lösung weniger simpel.

Es gibt sie tatsächlich, jene „schlechten Futterverwerter“ (Volksmund), die essen können, was sie wollen, ohne zuzunehmen. Gute Futterverwerter deponieren die meiste Energie, die sie mit der Nahrung aufnehmen, als Fett im Körper. Schlechte Futterverwerter verpulvern diese Energie in Form von Wärme. Sobald sie erkranken oder Stress haben, nehmen sie weiter ab. Betroffen sind in Deutschland schätzungsweise eine Million Menschen.

Männer leiden darunter, dass sie nur sehr wenig Muskelmasse haben, und Frauen leiden unter kaum sichtbaren Kurven. Kinder und Jugendliche, die untergewichtig sind, werden des Öfteren gehänselt. Jan zum Beispiel traut sich aufgrund seiner Statur nicht auf Frauen zuzugehen. Er befürchtet Rückschläge und Zurückweisung.

Dazu kommt, dass Menschen mit Untergewicht oft nur belächelt werden. Jan erzählt von alltäglichen Sprüchen seiner Freunde und Bekannten: „Sei froh, dass du so viel essen kannst oder „Iss doch einfach mehr Süßigkeiten oder Chips“ .

Dabei wird fast immer vergessen, dass Untergewicht genauso problematisch ist wie Übergewicht und sollte deshalb nicht unterschätzt werden. Genauso wie Übergewicht kann es den Alltag durch physische und psychische Probleme negativ beeinflussen. Müdigkeit, Kraft-, und Antriebslosigkeit sind nur einige Nachteile, die sich körperlich bemerkbar machen. Hinzu kommt, dass man anfälliger für grippale Infekte und Erkältungen wird, da das Immunsystem schwächelt.

Wichtig ist, sich nicht mit ungesunden Lebensmitteln „vollzustopfen“, sondern sich von gesunden, vollwertigen Lebensmitteln zu ernähren. Eine Gewichtszunahme kann natürlich nicht über Nacht geschehen. Mit der richtigen Unterstützung, Begleitung und Motivation können aber langfristig spürbare Ergebnisse gemeinsam erarbeitet werden.

Durch eine Ernährungstherapie war es Jan möglich,sein Gewicht und seine Lebensqualität zu steigern, doch der Fokus lag in diesen Wochen nicht nur auf einer Ernährungsumstellung, sondern auch auf Bewegung, leichtem Muskelaufbau und noch viel wichtiger, auf der Selbstannahme und körperlichen Selbstliebe.